Daimler Truck unter Druck – Nordamerika bremst den Weltmarktführer

Daimler Truck (ISIN DE000DTR0CK8) hat im dritten Quartal einen deutlichen Rückgang seiner Ertragskraft hinnehmen müssen. Nach mehreren Jahren stabiler Ergebnisse sorgte vor allem das schwache Nordamerika-Geschäft für einen kräftigen Gewinneinbruch. Der Konzern verzeichnete ein um 40 Prozent niedrigeres operatives Ergebnis von 716 Mio. €, während der Umsatz um 14 Prozent auf 10,6 Mrd. € sank. Besonders belastend wirkte sich der Rückgang der Auslieferungen in den Vereinigten Staaten aus, die bislang die profitabelste Region des Unternehmens waren. Der Aktienkurs verlor seit Sommer mehr als 20 Prozent – die Börse hatte die Schwächephase bereits eingepreist.

Der Absatzrückgang in den USA trifft den Konzern in einer Phase, in der die Nachfrage nach Nutzfahrzeugen insgesamt nachlässt. In den ersten neun Monaten brachen die Verkäufe dort um fast 40 Prozent ein. Entsprechend schrumpfte die dortige EBIT-Marge auf ein Niveau, das weit unter den Erwartungen lag. Vorstandschefin Karin Radström reagierte bereits mit einem Kostensenkungsprogramm, das den Abbau von 2.000 Arbeitsplätzen in Nordamerika vorsieht.

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Herausforderungen in mehreren Märkten

Doch nicht nur jenseits des Atlantiks gibt es Schwierigkeiten. Auch in Europa verzeichnete Daimler Truck bei schweren Nutzfahrzeugen in den ersten neun Monaten ein Minus von rund fünf Prozent, auch wenn sich der Trend im jüngsten Quartal stabilisierte. Weil die Werke zeitweise unterausgelastet waren, wurde das Sparprogramm „Cost Down Europe“ gestartet, das bis 2030 etwa 5.000 Stellen in Deutschland abbauen soll.

Hinzu kommen juristische Risiken aus den USA. Dort klagt Daimler Truck gemeinsam mit anderen Herstellern gegen strengere Emissionsregeln einzelner Bundesstaaten, sieht sich aber zugleich selbst mit Gegenklagen konfrontiert. Streitpunkt ist die Verpflichtung zur Einhaltung bestimmter Umweltstandards und der Ausbau emissionsfreier Fahrzeugprogramme.

Trotz der Belastungen hält das Management an seiner Jahresprognose fest. Für das laufende Jahr erwartet der Konzern einen Absatz zwischen 410.000 und 440.000 Fahrzeugen und einen Umsatz im Industriegeschäft von 44 bis 47 Mrd. €. Das bereinigte operative Ergebnis soll zwischen 3,6 und 4,1 Mrd. € liegen, was einer Rendite von sieben bis neun Prozent entspricht – deutlich unter den Zielwerten, die der Aufsichtsrat langfristig gefordert hat.

Neue Chancen durch Rüstungsaufträge und Partnerschaften

Ein Hoffnungsschimmer liegt im militärischen Fahrzeuggeschäft, das zunehmend an Bedeutung gewinnt. Medienberichten zufolge liefert Daimler Truck derzeit rund 1.000 Transportfahrzeuge des Typs Zetros an die Ukraine, von denen ein Teil bereits ausgeliefert wurde. Der Auftrag gilt als Testfall, ob sich das Geschäft mit staatlichen Abnehmern zu einem stabilen Ertragsanker entwickeln kann.

Zudem arbeitet Daimler Truck international an neuen Strukturen. Gemeinsam mit Toyota entsteht ein Gemeinschaftsunternehmen, das die japanischen Marken Fuso und Hino unter einem Dach vereint. Ziel ist es, die Produktionskosten zu senken und Synergien in der Entwicklung alternativer Antriebe zu heben. Die Holding, die künftig „Archion“ heißen soll, wird 2026 operativ starten.

Auch wenn die aktuelle Schwächephase das Vertrauen der Anleger belastet, bleibt Daimler Truck ein Schwergewicht der Nutzfahrzeugindustrie – mit globaler Präsenz, technologischem Know-how und soliden Bilanzen. Die kurzfristigen Probleme in Nordamerika verdecken, dass der Konzern strategisch auf Zukunftsthemen wie Elektromobilität, Wasserstoff und Verteidigungslogistik setzt. Gelingt die Stabilisierung im kommenden Jahr, könnte die Aktie nach dem Kursrutsch wieder Boden gutmachen.

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