So richtig überrascht war der Markt nicht von den erneut tiefroten Zahlen des Kreuzfahrt-Anbieters Carnival. Dieser meldete für das dritte Quartal (per Ende August) einen Verlust von 2 Mrd. USD. Die von FactSet befragten Analysten hatten ebenfalls mit einem hohen Verlust gerechnet, aber nur mit 1,68 Mrd. USD. Der Verlust nach GAAP-Bilanzierung betrug sogar 2,8 Mrd. USD.
Und Carnival rechnet damit, dass man auch im vierten Quartal bzw. im Gesamtjahr in der Verlustzone bleiben wird. Allerdings ist das keine wirkliche Überraschung. Interessanter sind hier ganz andere Details. Einerseits: Nachdem schon erste Schiffe in See gestochen sind, arbeitet die Kreuzfahrt-Reederei daran, auch mit Blick auf das kommende Jahr immer mehr Schiffe auf die neuerliche Indienststellung vorzubereiten. Das hat erst einmal zur Folge, dass die Kosten deutlich steigen.
Höhere Cash-Burn-Rate
So rechnet man zum Beispiel für das vierte Quartal damit, dass die monatliche durchschnittliche Cash-Burn-Rate wieder erhöht. Im Gegenzug sollen allerdings die Cashflows aus den durchzuführenden Reisen positiv sein. So jedenfalls schon geschafft im dritten Quartal. Insgesamt sieht man weiterhin positive Trends bei den Buchungen, auch durch die Fortschritte bei den Impfquoten. Die bislang verbuchten Buchungen für das zweite Halbjahr 2022 lägen schon über den damals sehr starken Zahlen von 2019.
Das korrespondiert dann auch mit den Analystenerwartungen. Denn im kommenden Jahr sollen zwar die ersten beiden Quartale weiterhin rote Zahlen aufzeigen, allerdings signifikant weniger als in den letzten Quartalen. Außerdem soll Carnival dann ab dem dritten Quartal wieder in die Gewinnzone kommen können. Noch stärker sieht es bei den Umsatzerwartungen aus. Liegen die Marktschätzungen für dieses Jahr derzeit nur bei 2,3 Mrd. USD insgesamt, soll Carnival im nächsten Jahr schon wieder fast 17 Mrd. USD umsetzen können. Natürlich alles unter Vorbehalt der weiteren Pandemie-Verläufe.
Carnival dürfte das Gröbste überstanden haben
Fazit: Die Investmentstory rund um die Kreuzfahrt-Unternehmen gilt nach wie vor, hat aber weitaus länger gedauert als ursprünglich gedacht. Und letztlich operiert die Branche immer noch mit angezogener Handbremse, auch mit Hinweis auf die aktuelle Delta-Variante und wer weiß, was da vielleicht noch kommt. Aus unserer Sicht dürfte aber nun langsam klar werden, dass das Gröbste ausgestanden ist. Vor diesem Hintergrund bleiben wir auch in den Bonds investiert.